Warum Zeichnen?
Weil dies die beste (aber auch
aufwändigste) Methode zu Dokumentation Visueller Beobachtungen ist. Wer
also lieber visuell beobachte als fotografiert, wird fast automatisch
irgendwann zum Zeichner.
Fotos können den visuellen Eindruck meist kaum wiedergeben, sowohl bei Planeten
als auch besonders bei Deep Sky-Objekten. Das macht den besonderen Reiz
des Zeichnens aus. Die Zeichnung sollte natürlich möglichst genauso aussehen, wie
der visuelle Anblick im Okular, dennoch hat jeder Zeichner seinen eigenen
Stil, was das ganze besonders interessant macht.
Ein weiterer Pluspunkt ist die ausgiebige
Betrachtung eines Objektes beim Zeichnen, die zur Entdeckung feiner
Details führen kann und verhindert, mal eben etwas anzuschauen und dann
schnell weiter zum nächsten Objekt zu hasten. Damit verbunden ist
natürlich der sportlich Gedanke "Was kann ich alles erkennen?".
Und schließlich ist das Durchschmökern
einer Sammlung schöner Zeichnungen die beste Abhilfe, wenn wieder mal
wochenlang schlechtes Wetter die Astronomen-Laune verdirbt.
Wie Zeichnen?
Ich zeichne nachts 1:1 auf entsprechend
vorbereitete Sternkarten-Ausdrucke. Das hat den Vorteil, dass die
Sternpositionen schon drauf sind. Dazu habe ich ein Klemmbrett mit einem
an einen Schwanenhals hingebastelten Rotlicht. Dazu noch ein mittelharter Bleistift und
ein weicher Radiergummi, der auch bei -15° noch funktioniert
Die ersten ca. 10-15 Minuten notiere ich
die Helligkeiten der Sterne und gleiche Karte mit Realität ab (fehlende
Sterne dazu, überschüssige Sterne streichen). Dann plaziere ich das
Objekt relativ zu den Sternen: Zuerst ein grober Umriss, dann daraus eine
gleichmäßig graue Fläche. Schließlich wird diese Grundform mit Details
"aufgefüllt". Für das Beobachten und Zeichen der Details
brauche ich meist ein bis zwei Stunden, je nach Objektkomplexität auch
länger oder kürzer. Dabei notiere ich auch Anmerkungen, zeichne
Hilfslinien ein usw. Diese Rohzeichnung ist somit sehr unansehnlich und
dient nur als Erinnerungshilfe für die Reinzeichnung.
Möglichst gleich am nächsten Tag
übertrage ich die nächtliche Rohzeichnung mit weißen Zeichen-Stiften
und Papierwischer auf schwarzes Tonpapier. Die Sternpositionen werden
übertragen, indem ich mit einem Zirkel auf harter Unterlage etwas neben
den Sternen durchsteche, dann wird das Objekt entsprechend der Notizen und
der Erinnerung neu eingezeichnet. Dies dauert meist ungefähr so lange wie
die nächtlich Beobachtungszeit, so dass es schon mal über zwei Stunden
dauern kann, bis ich mit der Reinzeichnung zufrieden bin. Zum Schluss
kommt Haarspray drüber, damit nichts mehr verwischen kann.
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