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    |  |  | SONNENFINSTERNIS-BERICHTTEIL II
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          | DIE
      HEISSE
      PHASE Die partielle Phase
      dauerte ca. 83 min. Während dieser Zeit habe ich unregelmäßig Fotos
      geschossen, schließlich stand für mich das Erlebnis im Vordergrund und
      nicht, zu kontrollieren, ob jemand auf die Sekunde genau richtig gerechnet
      hat. Bis ca. 10 Minuten vor dem 2. Kontakt war kein Unterschied zu einem
      normalen Tag wahrzunehmen: Es erschien alles gleich hell, die Sonne
      brannte unbarmherzig wie an jedem Sommertag. Ich habe den Countdown-Timer
      auf 2 min 15 sec eingestellt, wir waren ja fast auf der ZL. Das Bettlaken
      lag schön glatt auf der Wiese, den Blitz am Photoapparat habe ich schon
      etwas vorher ausgeschaltet und die Aufnahmen mit Selbstauslöser
      gestartet, damit nichts verwackelt. Hier merkte man auch als erstes, dass
      es immer dunkler wurde: Die Belichtungszeit für die Photos wurde immer länger.
      Ungefähr 10 Minuten vor der Totalität habe ich auch das Diktiergerät
      eingeschaltet und in meine Brusttasche geschoben. Dadurch konnte ich
      einfach meine Eindrücke schildern, ohne dazu jeweils auf die Uhr zu
      schauen oder Notizen machen zu müssen. Dann allmählich werden
      vage Veränderungen deutlich: Die Sonnenstrahlen verlieren an Kraft, so
      wie es bei Sonnenuntergang auch immer kühler wird. Das Irritierende dabei
      ist: Es gibt keine Dämmerung! Die Sonne steht hoch oben und wird einfach
      schwächer. Die Schatten werden etwas blasser. Das Problem ist hier
      jedoch, dass man keinen direkten Vergleich hat. So wie sich die Augen der
      zunehmenden Dunkelheit anpassen, bemerkt man den langsamen Wechsel der
      Himmelshelligkeit, der Schattenschärfe und des Schattenkontrastes auch
      erst kurz vor der Totalität.Dann
      folgen die letzten Minuten, die Zeiten habe ich anhand der Aufnahme mit
      dem Diktiergerät ermittelt: 
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          | Noch
      ca. 4 min: | Der
      Westhimmel ist dunkler als der Osthimmel |  
          | Noch
      ca. 3 min: | Die Schatten sind nun
      deutlich schärfer, so ist nun z. B. der Schatten einzelner Haare
      erkennbar, wenn man auf den Boden schaut (auch hier bewährt sich schon
      das Bettlaken!). Das Licht hat sich aufregend verändert. Sowohl die
      Stimmung als auch die Veränderung des Lichts sind aber eigentlich nur
      schwer zu beschreiben. |  
          | Noch ca.
      2,5 min: | Die Effekte werden noch
      deutlicher, der Westhimmel ist nun schon deutlich dunkler als der im
      Osten. Noch keine fliegenden Schatten. Die Sonne blendet immer noch so,
      dass es nahezu unmöglich ist, raufzuschauen. Obwohl die Sichel am
      Teleskop schon sehr schmal und spitz ist, ist davon bei einem (sehr
      kurzen) Blick mit bloßem Auge noch nichts zu erkennen. Ich habe immer
      noch meine Sonnenbrille auf, um an die folgende Dunkelheit etwas besser
      angepasst zu sein. |  
          | Noch ca. 1,5 min: | Fliegende Schatten!
      Vorher habe ich mich gefragt, warum es davon kaum Fotos oder
      Filmaufnahmen gibt, jetzt weiß ich es sofort: Sehr schwache, ca. 5 cm
      breite dunklere Streifen huschen im Abstand von 20 bis 50 cm mit einer
      Geschwindigkeit von mehreren Metern pro Sekunde von Ost nach West. Sehr
      kontrastarm und nur auf dem Bettlaken und anderen größeren weißen Flächen
      erkennbar. Unser Hund  Hera schläft nun schon tief und fest, seit wann ist
      allerdings unklar. Venus ist schon auffällig zu sehen. Gleichzeitig
      bereitet eine Wolke Sorgen, die sich der Sonne unaufhaltsam nähert...
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          | Die letzte Minute: | Nun überschlägt sich
      tatsächlich alles. Es herrscht ein sehr seltsames Licht, als ob die Luft
            bläulich gefärbt ist. Der unheimliche Eindruck entstand durch die
            "verkehrte Dämmerung" (die Horizonte sind heller als der
            Zenit!) im Westen ist es
      fast Nacht, im Osten aber noch hell. Die Emotionen (Anspannung, Aufregung,
      Freude) sind unbeschreiblich, da muss ein wahnsinniger Adrenalin-Kick im
      Gange sein. Nun ist am Teleskop auch endlich die Mondbewegung direkt
      sichtbar: Die Spitzen der Sonnensichel laufen langsam auf einander zu, die
      Sichel wird dünner. Dann kommen die ersten Mondberge und eine schöne,
      dynamische Perlschnur entsteht. 
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          | Totalität: | Die
      Perlschnur war am TAL schön zu sehen, aber zum Diamantring, den ich mit
      bloßem Auge beobachten wollte, fehlte der Ring. So wurde der letzte
      Lichtpunkt nur immer kleiner und dunkler und zack, die Korona wird
      angeknipst und die Totalität ist da! Ich springe sofort ans Okular, um
      die Chromosphäre in ihrem schönen Rot nicht zu verpassen. Einige
      Protuberanzen schweben majestätisch in einem schönen Rosa rundherum über
      dem Sonnenrand, andere stehen noch im Kontakt zur Sonnenoberfläche. Bis
      jetzt habe ich kein Photo gefunden, das all diese Details gut wiedergibt.
      Die Chromosphäre ist nach einigen Sekunden auch vom Mond bedeckt. Dann
      ein Blick nach oben. Die Korona ist bis zu einem Abstand von ca. einem
      halben Sonnendurchmesser gut zusehen, mit zartem rosa Flaum um die
      pechschwarze Scheibe und steht in einem wahnsinnigen Kontrast zu dieser.
      Im Bereich der Protuberanzen ist die Korona besonders strahlig und mit
      einigen Bögen versehen, was man besonders gut am Teleskop erkennt. Um möglichst
      viele Eindrücke zu sammeln, schaue ich nun auf die Landschaft. Nun ist es
      im Osten schon fast genauso dunkel wie im Westen, die Mitte der Totalität
      ist also schon bald da. Die schon erwähnte Wolke nimmt Kurs auf die
      Sonne, also noch mal raufschauen. Ein grandioser Anblick. Sterne entgehen
      mir aber vollständig, ich sehe nur Venus. Mir fällt ein, das ich meinen
      Countdown vergessen habe, egal. Es ist tatsächlich so dunkel (ich habe
      nun die Sonnenbrille natürlich abgenommen), dass man auf Anhieb nichts
      mehr lesen könnte und aufpassen muss, nirgends drüberzustolpern. Ich
      schaue wieder nach oben, um das „Sperlingsche Gesetz“ auszutricksen.
      Die Korona ist so, wie es sich für die Sonne im Maximum gehört, der
      Helligkeitsabfall nach außen hin ist recht stark. Doch dann, nach ca. 80
      Sekunden schiebt sich die Wolke vor die Scheibe. Im Nachhinein empfinde
      ich dies sogar als Vorteil. Die Phänomene auf und um der Sonne herum habe
      ich schon beobachtet, nun kann ich mich in Ruhe auf die Landschaft und die
      allgemeine Stimmung konzentrieren. In der Ferne rundherum am Horizont
      erkennt man orange leuchtende Schönwetterwolken, die außerhalb des
      Totalitätsstreifen liegen. Mir fällt auf, dass vom vielzitierten
      Finsterniswind nichts zu spüren ist, es ist nahezu windstill. Der schon
      wieder viel hellere Westen zeigt an, dass die Totalität gleich vorbei
      sein muss. Und tatsächlich, nach 2 min und 17 sec flammen die ersten Hügel
      im Westen wieder auf und eine Sekunde später  wird hinter der Wolke
      das Licht wieder "angeknipst". |  
          | Danach: | Zum
      Glück habe ich auf die Fliegenden Schatten schon vor der Totalität
      geachtet, denn bis sich die Wolke nach drei Minuten wieder verzogen hat,
      war davon auch nichts mehr zu sehen. Ein Blick aufs Thermometer gleich
      nach dem Ende der Totalität zeigt, dass die Temperatur von 28° (Mitte
      partielle Phase) auf 24° gefallen ist. Da die Augen sich an die
      Dunkelheit angepasst haben, erscheint es mir nach ca. fünf Minuten schon
      wieder so, als sei nichts geschehen. Nun wacht auch unser Hund wieder auf
      und wundert sich wohl, warum alle so aufgedreht sind. Nach wenigen Minuten
      verlassen die Ersten schon wieder das Feld, nur sehr wenige bleiben bis
      zum 4. Kontakt. Nach ca. zwanzig Minuten haben sich alle Wolken durch die
      wieder zunehmende Lufttemperatur komplett aufgelöst. Ich nutze die Zeit,
      um noch einige Eindrücke aufs Diktiergerät zu sprechen und mache wieder
      Photos von der partiellen Phase. |  
          | Heimfahrt: | Nach
      dem 4. Kontakt wird noch der Rest eingepackt, und es geht am Plattensee
      und manchen Sehenswürdigkeiten vorbei wieder heim. Dabei sind wir
      allerdings nicht allein, auf nahezu allen Straßen in Richtung Nord-Westen
      winden sich z. T. dichte Schlangen von Autos aus den verschiedensten Ländern.
      Es hat sich gelohnt! |  
          | Fazit: | Eine Sofi ist ein Muss für jeden
      Interessierten. Irgendwann wird es mich bestimmt noch mal zu einer ziehen,
      die sollte dann aber ein wenig länger sein. Man wird von dem Erlebnis
      trotz Vorbereitung überrollt, obwohl man ja weiß, was einen erwartet.
      Die Stimmung ist schlicht unbeschreiblich (Gänsehauteffekt!). Wie man auch an der Textlänge
      oben erkennen kann, ist selbst eine 99,9% partielle oder entsprechend eine
      ringförmige Sonnenfinsternis absolut nicht vergleichbar mit einer
      totalen.
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